Urban Gardening: Wie man auch in der Stadt ein grünes Paradies schafft

Als ich letztes Jahr in meine kleine Stadtwohnung eingezogen bin, war der Anblick aus dem Fenster eher deprimierend. Eine graue Betonlandschaft mit vereinzelten Bäumen und Sträuchern, die kaum Farbe in mein Leben brachten. Doch dann stolperte ich durch Zufall über das Konzept des Urban Gardening und beschloss, es auszuprobieren. Denn wer braucht schon einen Garten im ländlichen Idyll, wenn man auch in der Großstadt ein grünes Paradies schaffen kann?

Also machte ich mich auf den Weg, um einen kleinen Balkonkasten zu kaufen und ein paar Kräuter und Blumen einzupflanzen. Das Ganze schien mir erst einmal recht simpel: Erde rein, Pflanzen drauf, gießen, fertig. Doch schon bald stellte ich fest, dass der Teufel im Detail steckt. Denn wie viel Wasser braucht meine Basilikumpflanze wirklich? Und was tun, wenn der Wind die Erde in alle Richtungen verweht?

Doch ich gab nicht auf. Stattdessen stöberte ich im Internet und las Bücher über Urban Gardening. Ich entdeckte, dass man in der Stadt viel mehr Platz für Gartenprojekte hat, als ich dachte. Auf dem Dach, an der Wand, auf dem Balkon – überall kann man Blümchen und Gemüse wachsen lassen. Und so begann ich, meine kleine Wohnung in ein grünes Paradies zu verwandeln.

Ich kaufte mir Regale für Kräuter und Gemüse, hübsche Blumentöpfe für meine Lieblingsblumen und sogar eine kleine Pflanzenlampe, um auch in dunklen Ecken für ausreichend Licht zu sorgen. Ich pflanzte Tomaten, Erdbeeren, Paprika, Petersilie, Thymian, Minze und viele andere Pflanzen und kümmerte mich liebevoll um sie. Ich war stolz auf mein Urban-Gardening-Projekt und begeistert von der Vorstellung, selbst angebautes Gemüse zu essen.

Doch dann kam der Sommer und mit ihm die Hitze. Meine Pflanzen begannen zu welken und zu verdorren, obwohl ich sie regelmäßig goss. Und als wäre das nicht genug, entdeckte ich plötzlich kleine, grüne Raupen auf meinen Tomaten. Ich googelte wie verrückt und fand heraus, dass ich es mit der falschen Düngung übertreiben hatte und dass ich dringend Schädlingsbekämpfungsmittel benötigte. Der einstige Traum vom grünen Paradies war plötzlich zu einem Alptraum geworden.

Ich gab jedoch nicht auf. Stattdessen kaufte ich neue Pflanzen und experimentierte mit neuer Erde und anderer Düngung. Ich las mir Tipps von anderen Urban Gardening-Enthusiasten durch und versuchte, auch in der Hitze des Sommers einigermaßen stabile Pflanzen zu ziehen. Doch es war mühsam. Sehr mühsam.

Und dann, eines Tages, hatte ich genug. Ich saß auf meinem Balkon, umgeben von welkenden Pflanzen und grünen Befallstellen, und mir war klar: Urban Gardening ist nur etwas für masochistische Idealisten. Wer braucht schon ein grünes Paradies in der Stadt, wenn man einfach in den nächsten Supermarkt gehen und sich dort mit Obst und Gemüse aus der ganzen Welt eindecken kann? Wer braucht schon frischen Rosmarin oder Oregano, wenn man einfach eine Tüte Gewürze im Supermarktregal findet?

Also gab ich auf und verbannte meinen Balkonkasten auf den Dachboden. Urban Gardening? Nein, danke. Ich bevorzuge es, meine Wohnung mit Trockenblumen und künstlichen Pflanzen zu dekorieren. Wenigstens muss ich mich dann nicht mehr um die richtige Düngung und Schädlingsbekämpfung sorgen.

Und wenn ich eines Tages an Krebs oder einer anderen Krankheit sterbe, weil ich zu viele Pestizide und andere Chemikalien zu mir genommen habe? Tja, dann habe ich wenigstens keine grünen Finger.